Länderbericht

Nutzung geothermischer Energie in der Schweiz

06.12.2022

In Hinblick auf den European Geothermal Congress EGC wird alle drei Jahre ein Bericht über die geothermische Energienutzung pro Land erstellt. Im Herbst 2022 wurde ein solcher Bericht für die Schweiz erstellt.

Katharina Link (Geothermie-Schweiz) und Christian Minnig (Bundesamt für Energie) haben im Herbst 2022 den Länderbericht Schweiz für den European Geothermal Congress EGC 2022 erstellt. Folgend findet sich die Zusammenfassung auf Deutsch. Der Link zum kompletten Bericht auf Englisch findet sich am Seitenende.

Oberflächennahe Geothermie: Schweiz führend

Die oberflächennahe Geothermie ist in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte mit einer breiten Palette von Anwendungen. Diese Technologie hat in den letzten 30 Jahren ein enormes Wachstum erfahren. Die Schweiz gehört zu den international führenden Akteuren in dieser geothermischen Energietechnologie, dank der weit verbreiteten Installationen von geothermischen Wärmepumpen und dem umfassenden Know-how. Intelligente Wärmenetze, auch bekannt unter dem Begriff Anergienetze, wurden erstmals in der Schweiz realisiert. Diese Systeme haben im Land inzwischen Marktreife erlangt. Die ältesten Nutzungen der Geothermie sind die sehr beliebten Thermalbäder und Naturheilbäder. Mit 5,32 MWth pro 100 km2 ist die Dichte der installierten thermischen Leistung pro Fläche in der Schweiz weltweit am höchsten (Lund und Toth, 2020), dominiert von Erdwärmepumpen.

Erdwärmepumpen bezogen auf Landesfläche und bezogen auf Einwohner (Quelle: Country Update EGC 2022)

Anreize für geothermische Direktnutzung

Bis heute ist die direkte Nutzung von geothermischer Energie und Strom – im Vergleich zum Sektor der geothermischen Wärmepumpen – marginal, da nur wenige solcher Projekte realisiert wurden und in der Schweiz bisher kein geothermischer Strom produziert wird. Seit 2011 hat die Schweiz jedoch eine Energiestrategie 2050 entwickelt, deren erste Umsetzungsphase unter anderem den Ausbau der Strom- und Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien zum Ziel hat. Mit massgeschneiderten Massnahmen und Anreizen soll die geothermische Stromproduktion und Direktnutzung ihr Haupthindernis überwinden: das Ressourcenrisiko, das auf die schlechte Kenntnis des Schweizer Untergrunds zurückzuführen ist. Die politische Unterstützung hat grosses Interesse geweckt, insbesondere für geothermische Projekte mit direkter Nutzung, die ein erhebliches Potenzial haben, nicht nur den Anteil der erneuerbaren Energien im Energiesystem zu erhöhen, sondern auch zu den Klimazielen der Schweiz beizutragen. Erste Projekte wurden umgesetzt und befinden sich in der Realisierungsphase.

Forschung und Entwicklung

Auch im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie der Pilot- und Demonstrationsprojekte wurden wichtige Arbeiten zur Entwicklung und Optimierung innovativer geothermischer Technologien durchgeführt. Dazu gehören die Themen Erkundung und Erschliessung des Untergrundes, seismisches Monitoring, Bohrtechnologien und vieles mehr. Das Felslabor Bedretto der ETH Zürich bietet eine ideale Infrastruktur für die Durchführung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten.

Statistiken

Im Jahr 2020 betrug die installierte Gesamtleistung aller Wärmepumpensysteme 2389,5 MW, wovon 83,4 % (1993,4 MW) mit Erdwärmesonden, 13,9 % (331,4 MW) in Grundwassersystemen, 1,2 % (29,6 MW) in Geostrukturen, 0,3 % (6,3 MW) in tiefen Aquifersystemen, 0,2 % (3,9 MW) in Tunnelwassersystemen und weniger als 0,1 % (1,1 MW) in tiefen Erdwärmesonden.

Die geothermische Wärmeversorgung belief sich im Jahr 2020 auf 4015,6 GWh (Ist-Betriebsdaten), mit einem geothermischen und damit erneuerbaren Energieanteil von 3006,1 GWh, der von geothermischen Wärmepumpensystemen zur Raumheizung (3823,6 GWh) dominiert wird. Davon stammen rund 85,1 % aus Anlagen mit Erdwärmesonden (3253,7 GWh). Die restliche Wärmepumpennutzung entfällt auf Grundwassersysteme (482,7 GWh), Geostrukturen (61,5 GWh), tiefe Aquifere (17,5 GWh), Tunnelwasser (5,9 GWh) und Erdwärmesonden (2,3 GWh). Direkte geothermische Wärmenutzung ohne Wärmepumpen wurde vor allem für Thermalbäder (192,0 GWh) und eine Dublettenanlage für Fernwärme (4,8 GWh) in Riehen bei Basel eingesetzt. Beim Lötschberg- und Gotthard-Basistunnel durch die Alpenkette wurde ein großer Teil der Erdwärme direkt für die Fischzucht genutzt.

 

Mehr Informationen

Kompletter Bericht Schweiz (Englisch)

Zusammenfassung aller Länderberichte (Englisch)

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