Podiumsgespräch

Rahmenbedingungen für die Geothermie

03.11.2022

Anlässlich eines Podiumsgesprächs mit Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Energiewirtschaft und Finanzen wurden am 29. September 2022 die Rahmenbedingungen zur breiten Anwendung der Geothermie diskutiert. Eine Risikogarantie ist erforderlich.

Das Podiumsgespräch kann in folgendem Video nachgehört werden. Eine Zusammenfassung findet sich unten.

In der Schweiz liefert seit 28 Jahren die Geothermie-Anlage in Riehen bei Basel kontinuierlich Wärme für das Fernwärmenetz und spart dabei Millionen Liter Heizöl. Nationalrätin Katja Christ fragte sich am Podiumsgespräch, warum es nicht mehr solche Anlagen in der Schweiz hat. Sie wohnt in Riehen und wird von der Erdwärme beheizt. Im heutigen Kontext versteht sie nicht, warum der Bundesrat Ihr Postulat für eine Roadmap für die Geothermiewärme zur Ablehnung empfiehlt.

Gianni Operto (aeesuisse) bemerkte, dass Geothermie bei den Entscheidungsträgern in der Politik wenig bekannt ist. Geothermie ist im Energiemix wie der Dickdarm im Körper: niemand redet von diesem essenziellen Organ, ausser es verursacht Probleme.

Warum und wie im Kanton Waadt und in anderen Westschweizer Kantone die Geothermie als essenzielle Energiequelle vermehrt in die Energiestrategien als in den Deutschschweizer Kantone integriert wurde, fragte er Ulrich Nyffenegger (Kanton Bern). Die gesetzlichen Grundlagen sind im Kanton Bern vorhanden, erläuterte dieser. Mit dem Wärmeprojekt in Magglingen sowie dem Geospeicher in Bern sind zwei Projekte am Start. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen allein genügen nicht. Nyffenegger bemerkte, dass in der Westschweiz der Geothermie wahrscheinlich bewusst in der politischen Dimension mehr Bedeutung gegeben wurde.

Auf die Frage, was es brauche, damit Geothermie wirtschaftlich angeboten werden kann, erklärte Pascal Abbet (Groupe E), wie die Unterstützungsmechanismen des Bundes mit 60% dazu beitragen, in der aktuellen Aufbauphase des Geothermiemarktes den Preis der Wärme im Vergleich zu anderen Wärmequellen konkurrenzfähig anzubieten. Jedoch bleibt das geologische Risiko, das nicht gedeckt ist und die Entwicklung von Geothermieprojekten hindert, wie er es am Beispiel im Kanton Fribourg erläuterte. Das Projekt ist bereit, die notwendigen privaten Investitionen werden aber nicht ohne eine Garantie für dieses naturgegebene Risiko kommen.

Patrick Voegeli (Eaposys) erwähnte drei Faktoren, die es für eine private Finanzierung der Geothermie zu verbessern gilt: Die Deckung des Risikos zuerst. Traditionelle Investoren wie z.B. Pensionskassen und Banken investieren nur, wenn ein sicherer Return on Investment garantiert ist. Entsprechend muss das Risiko anders gedeckt werden, wie z.B. in Frankreich mit dem Risikofonds. Zweitens ist die Wahrnehmung der Geothermie zu gering, zu wenigen Menschen sind die Möglichkeiten und das Potential bekannt. Schliesslich ist die Glaubwürdigkeit mit zu wenig funktionierenden Anlagen in der Schweiz zu klein. Zur Finanzierung der Geothermie mit privaten Mitteln braucht es ein Proof of Concept, dass wir in der Schweiz noch nicht haben, die Anlagen im Ausland genügen nicht. Es braucht noch Anstrengungen und Kommunikation, um den Ruf und die Akzeptanz der Geothermie zu verbessern, die jetzt unter ihrem reellen Wert liegt. Dafür müssen auch die PolitikerInnen und die Behörden den Mut haben mitzuteilen, dass die Geothermie für die zukünftige Energielieferung unabdingbar ist, ergänzte Pascal Abbet, und die Projekte auch kommunikativ in der Öffentlichkeit unterstützen, wenn während Bauzeiten Emissionen verursacht werden. Dies war z.B. im Rahmen der seismischen Kampagnen und Erkundungsbohrungen in Genf beispielhaft. Bei der Energiedirektorenkonferenz sowie in den politischen Anfragen, die er sieht, ist die Geothermie wenig auf der politischen Agenda, bestätigte Nyffenegger.

Nationalrat Bastien Girod meinte, dass die jetzige Zeit mit der Gas Krise der Geothermie zugutekommt. Die Geothermiebranche muss bewusst einen neuen Anlauf nehmen, die Vorteile gegenüber Alternativen kommunizieren, positive Beispiele zeigen, mit Sonden, mit Speicherung, mit hydrothermalen Anlagen, und klare Anforderungen an die Politik stellen. Jetzt wird der Mantelerlass zum Energiegesetz beraten und politische Vorstösse wie Postulate, Motionen sowie parlamentarische Initiativen werden in Zusammenhang mit Energie eingereicht. Stellt klare Forderungen, war ihr braucht, meinte er.

Zur Nutzung der Geothermie und Integration in den Schweizer Energiemix ist eine Risikogarantie notwendig, sagte Nathalie Andematten Berthoud (Geothermie-Schweiz), das wurde im europäischen Projekt Georisk nachgewiesen.

Norbert Bommensatt (ADEME) erläuterte dazu, warum und wie in Frankreich eine solche Risikogarantie mit 90% Deckung aufgestellt wurde, und zeigte die Wirkung auf die Entwicklung der Geothermie auf.

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