Tiefe Geothermie

Erfolg im Elsass

21.06.2016

Tiefengeothermie-Erfolg im Elsass! In Rittershoffen nördlich von Strassburg hat ein Tiefengeothermie-Kraftwerk seinen Betrieb aufgenommen. Es liefert Erdwärme für eine Stärkefabrik. Die französische Energie- und Umweltministerin Ségolène Royal freut sich über die Weltpremiere.

Rittershoffen liegt knapp 50 Kilometer nördlich von Strassburg. Die Weltpremiere besteht darin, dass erstmals mit einem Geothermiekraftwerk Wärme aus grosser Tiefe direkt industriell genutzt wird. Alle übrigen Geothermiekraftwerke in der Welt nutzen die Wärme, um Strom zu produzieren. Bei der Eröffnung am 7. Juni zeigte sich die Ministerin überzeugt, dass Tiefengeothermie für viele Länder eine hervorragende Hoffnung sei, um ihre Energieprobleme zu lösen.

Das Geothermiekraftwerk mit 24 Megawatt Leistung fördert 170 Grad Celsius warmes Wasser aus rund 2500 Metern Tiefe. Über einen Wärmetauscher wird die Wärme an einen zweiten Kreislauf abgegeben. Das so erwärmte Wasser fliesst über eine 15 Kilometer lange Leitung zur Stärkefabrik «Roquette Frères» in Beinheim am Rhein. Dort kommt das Wasser mit 155 Grad Celsius an. In der Fabrik wird die Wärme gleich mehrmals genutzt, unter anderem auch zur Trocknung von Getreide. Dabei kühlt sich das Wasser auf 70 Grad Celsius ab. Über die Fernwärmeleitung fliesst das abgekühlte Wasser wieder in das Geothermiekraftwerk zurück. Dort wird das kalte Wasser in den Untergrund gepumpt, wo es sich erneut aufwärmt.

Tonnenweise CO2 einsparen

Jährlich kann die Stärkefabrik so rund 39’000 Tonnen CO2 einsparen. Zum Vergleich: Die Einsparung entspricht dem CO2-Ausstoss von 12’000 mit Öl beheizten Wohnungen oder 25’000 Autos. Bei einer angenommenen Kraftwerks-Lebensdauer von 20 Jahren spart die Fabrik dank Erdwärme insgesamt 780’000 Tonnen CO2 ein.

Kosten von 55 Millionen Euro

Die erste Bohrung erfolgte im September 2012 und erreichte im Dezember eine Tiefe von 2600 Metern. Aufgrund der ersten Bohrung und der aus ihr resultierenden Messergebnissen wurde eine Reservoir-Strategie entwickelt. Die zweite, gekrümmte Bohrung stiess ab Mai 2014 bis 3200 Metern Tiefe vor. Die erste und zweite Bohrung liegen 1 Kilometer auseinander. Die Gesamtinvestitionen  belaufen sich auf 55 Millionen Euro. Davon werden 25 Millionen Euro durch den Förderfonds «Chaleur» getragen.

Betrieben wird das Geothermiekraftwerk durch die Firma «Exploitation de la Chaleur d’Origine Géothermale pour l’Industrie» (ECOGI). Anteile am Energieunternehmen besitzen die Electricité Strassbourg – ES Groupe (40%), die Roquette Frères (40%) und die Caisses dépôts (20%).

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