CKW startet Geothermieprojekt im Kanton Luzern
26.09.2023Die Energieversorgerin CKW will mit der Erdwärme aus grosser Tiefe sowohl Strom als auch Wärme produzieren. Diese klimafreundliche Energie hat den Vorteil, dass sie zuverlässig und sicher Bandenergie liefert.
Bereits heute wird hierzulande im Winter zu wenig Strom und Wärme aus nicht- fossilen Quellen produziert, was zu steigenden Ausland-Abhängigkeiten führt. CKW ist überzeugt, dass nur mit einer breiten Diversifizierung mit klimafreundlichen Technologien die zukünftige Strom- und Wärmeversorgung der Schweiz gesichert werden kann. «Die Technologien sind vorhanden. Wir wollen in die Versorgungssicherheit investieren und den Ausbau vorantreiben», sagt Martin Schwab, CEO von CKW. In Sinne dieser Diversifizierung hat CKW das Potenzial von Geothermie im Kanton Luzern detailliert analysiert. Sie hat als erneuerbare Energiequelle das Potenzial, ganzjährig bei jedem Wetter und rund um die Uhr Energie in Form von Strom und Wärme bereitzustellen – sogenannte Bandenergie. Sie könnte darum insbesondere für die Versorgungssicherheit im Winter ein wichtiges Element einer zuverlässigen Energieversorgung sein. Deshalb nimmt CKW nun auch ein Geothermie-Projekt in der Gemeinde Inwil in Angriff.
Tiefen-Erdwärme für Strom und Wärme
Gemäss einer 2021 durchgeführten Machbarkeitsstudie für Tiefengeothermie im Kanton Luzern bietet die Region Inwil/Perlen sehr gute geologische Voraussetzungen für ein Geothermieprojekt. Dabei soll heisses Wasser aus einer Bohrtiefe von rund 4’000 bis 4’500 Metern für die Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden. In dieser Tiefe wird eine Wassertemperatur von rund 140°C erwartet. Mit dem geplanten Kraftwerk kann Strom für ca. 4’000 und Wärme für ca. 6’500 Haushalte produziert werden. Der genaue Kraftwerksstandort steht noch nicht definitiv fest. Für das Projekt werden zurzeit verschiedene Standorte entlang der Autobahn auf Inwiler Gemeindegebiet evaluiert. «CKW hat dem Gemeinderat Inwil im Frühling dieses Jahres das Projekt präsentiert. Wir unterstützen das Vorhaben der CKW im Bereich unserer Zuständigkeiten und hoffen auf eine erfolgreiche Umsetzung, damit die Versorgungssicherheit in der Zentralschweiz verbessert werden kann», erklärt der für das Ressort Bau zuständige Inwiler Gemeinderat Florian Meyerhans.
Die möglichen Standorte entlang der Autobahn A2 sind ideal gelegen: In unmittelbarer Nähe befindet sich die Kehrichtverbrennungsanlage der Renergia. Von hier aus verlaufen Fernwärmenetze, welche bis nach Zug und Luzern reichen. Die aus natürlicher Quelle gewonnene Wärme könnte dort direkt in die bestehenden Fernwärmenetze abgegeben werden. Der Bedarf nach klimafreundlicher Wärme wird in Zukunft massiv zunehmen, einerseits aufgrund der Wachstumsentwicklung der Regionen Zug und Luzern, vor allem aber auch durch die Dekarbonisierung und den damit verbundenen Wechsel von Ölheizungen hin zu CO2-neutralen, klimafreundlichen Lösungen. Der produzierte Strom wird ins Mittelspannungsnetz von CKW eingespeist und steigert damit den regional produzierten Anteil erneuerbarer Energie im Strommix von CKW.
Mehrstufiges Vorgehen
Für die Energiegewinnung wird die Muschelkalkschicht anvisiert, welche in der Region Inwil in einer Tiefe ab etwa 3’750 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. In dieser Kalksteinschicht besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, auf genügend Thermalwasser zu stossen. Die in dieser Tiefe erwartete Wassertemperatur von ca. 140°C ist für die Stromproduktion ausreichend (siehe Infografik). Dieselbe Gesteinsschicht wird in den beiden Geothermiewerken Riehen (BL) und Schlattingen (TG) seit Jahren erfolgreich zur Warmwassergewinnung für Fernwärmenetze genutzt. Die rund 40 Geothermie-Kraftwerke in Deutschland nutzen ebenfalls überwiegend Muschel- und Malmkalk-Schichten für die Produktion von erneuerbarer Wärme und Strom. Zur Überprüfung des vorhandenen Wissens bezüglich der Geologie im Raum Inwil wird als Erstes eine Probebohrung bis zur Zieltiefe vorgenommen. Ist sie erfolgreich, kann die Probebohrung ausgebaut, die zweite Bohrung erstellt und das Kraftwerk gebaut werden.
Der anvisierte Muschelkalk ist für die Wärmegewinnung geeignet, weil er oft natürlich über eine hohe Porösität verfügt und viel Thermalwasser enthält. Sollte wider Erwarten in der gewünschten Zielformation nicht ausreichend nutzbares Thermalwasser auf- findbar sein, gibt es erprobte Möglichkeiten, die Wasserdurchlässigkeit im Kalkstein zu erhöhen.
Laufende Vorabklärungen und Informationsanlass
CKW geht für die Planungs-, Bewilligungs- und Realisierungsphase von rund sechs Jahren aus und rechnet mit Investitionen von rund 70 Millionen Franken. Der Bund unterstützt Geothermieprojekte, da diese wertvolle Winterenergie bzw. Bandenergie liefern. Aktuell laufen bei den kantonalen Behörden die Vorabklärungen für den Bewilligungs- und Konzessionierungsprozess. CKW ist es wichtig, dass sich die Bevölkerung aus erster Hand informieren kann. Deshalb findet am 23. Oktober um 19.30 Uhr ein öffentlicher Informationsanlass im Gemeindezentrum Möösli in Inwil statt.
Versorgung auch im Winter sicherstellen
Die Schweiz ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht auf Kurs. Eine Beschleunigung ist dringend notwendig, um zukünftige Versorgungsengpässe verhindern oder zumindest mindern zu können. Dabei ist ein hoher Anteil an eigener Stromproduktion für die Schweizer Versorgungssicherheit sehr wichtig. «Erdwärme
ist eine nachhaltige, sichere und bereits an vielen Orten genutzte Energiequelle. In Deutschland und Frankreich wird diese zuverlässige Energiequelle unweit der Schweizer Grenze bereits im grossen Stil genutzt. So beispielsweise südlich von München und im Grossraum Paris, wo etliche mit unserem Projekt vergleichbare Geothermiewerke bereits seit Jahren erfolgreich in Betrieb sind. Wir müssen auch in der Schweiz Geothermieprojekte realisieren können. Sie sind ein wichtiges Element für eine sichere, zuverlässige und klimafreundliche Energieversorgung», sagt Martin Schwab, CEO von CKW.
Stark weiterentwickelte Bohrtechnik
Bei früheren Tiefen-Erdwärmeprojekten in der Schweiz (zum Beispiel in Basel und St. Gallen) wurde bewusst in Bruch- und Störzonen im Erdinnern gebohrt, da dort viel warmes Wasser zirkuliert und man sich davon eine wirtschaftliche Nutzung versprach. Bruch- und Störzonen sind jedoch stark unter Spannung stehende Gesteinszonen und bergen deshalb ein hohes seismisches Risiko. Der Kanton Luzern gilt als Gebiet mit einem mehrheitlich tiefen seismischen Risiko und im Raum Inwil sind keine potenziell gefährlichen Bruch- oder Störzonen bekannt. Weiter hat sich die Bohrtechnik sowie die Früherkennung von seismischen Aktivitäten seit den ersten Projekten in der Schweiz stark weiterentwickelt. Dank diesen neuen, erprobten Technologien werden keine von Menschen spürbare oder zu Schäden führende Erdbewegungen ausgelöst.
Quelle: Medienmitteilung CKW
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