BFE, Expertenwissen

Neue Studie: Energie aus Grundwasser

11.07.2024

Die GEOTEST AG hat im Auftrag des BFE das Wärmenutzungspotenzial in den Lockergesteins-Grundwasserleitern in der Schweiz ermittelt. Der daraus erarbeitete Geodatensatz steht ab sofort zum Download bereit.

80 Prozent des Trinkwassers werden in der Schweiz aus Grundwasser gewonnen. Doch das Grundwasser ist auch eine wichtige thermische Energiequelle. Sie kann als Wärmequelle genutzt werden oder auch als Speicher. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie hat das Wärmenutzungspotenzial im Grundwasser untersucht – und zwar in den Lockergesteinen. Die Ergebnisse in dem erarbeiteten Geodatensatz sind ab sofort auf dem Geoportal des Bundes unter map.geo.admin.ch verfügbar (Direktlink).

Die Studie kommt zum Schluss: Im Schweizer Lockergestein bietet das Grundwasser ein grosses Potenzial, das aber noch lange nicht ausgeschöpft ist. Die Studie kommt auf ein Energiepotenzial von 17 TWh. Dies unter der Voraussetzung, dass die Ressource ein geschlossenes System darstellt, dass also kein thermischer Austausch stattfindet und sich das Grundwasser auch nicht regeneriert. In der Realität beeinflussen jedoch Regen, Schnee oder unterirdische Zuflüsse das Grundwasserdargebot und seine Beschaffenheiten.

Die Studienautoren berechneten das Potenzial anhand der verfügbaren Geodatensätze der Kantone und des Bundes. Allerdings: Nicht alle Kantone verfügen über vergleichbare Informationen über die Grundwasservorkommen. Deshalb konnte einzig ein theoretisches Potenzial berechnet werden.

Es wird dennoch erwartet, dass die Nutzung des Grundwassers für Wärme oder Speicherung an Bedeutung gewinnen wird – und dies nicht nur im Lockergestein. Projekte dieser Art gibt es bereits heute:

  • Ewb, der Energieversorger der Stadt Bern, setzt z.B. ein Pilotprojekt für einen solchen saisonalen Wärmespeicher bei der Kehrichtverbrennungsanlage um. Die Eigenschaften und Beschaffenheiten des Grundwassers zur thermischen Nutzung im Raum Bern werden zurzeit weiter untersucht, um mögliche weitere Standorte zu definieren.
  • Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Der Uhrenkonzern Swatch-Omega nutzt den Grundwasserleiter unter seinem Hauptsitz in Biel zum Heizen und Kühlen mehrerer Gebäude.
  • Der Flughafen Zürich hat ein Projekt gestartet, das einen tiefen Aquifer als saisonalen Speicher nutzen will.


Interview mit Pierre Christe

Ist das Grundwasser unter unseren Füssen also die Goldgrube zur Wärmegewinnung respektive zur Wärmespeicherung? Was für Herausforderungen stellen sich bei der thermischen Nutzung dieser schutzwürdigen Ressource?
Energeiaplus hat Pierre Christe interviewt, Fachspezialist Erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie (BFE). Lesen Sie hier das komplette Interview.

 

Weitere Informationen

Wärmenutzungspotenzial in der Schweiz: Lockergesteins-Grundwasserleiter bilden mit mehr als 4’000 km3 Wasservolumen wichtige Grundwasserreservoire. Das Grundwasser enthält eine beträchtliche Menge an Wärmeenergie, die als potenzielle Quelle für nachhaltige Heizsysteme mittels Wärmepumpe genutzt werden kann. (Quelle Geotest)

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