Geothermie Berlin

Berlin setzt auf Geothermie für eine grossangelegte, saisonale Wärmespeicherung

21.12.2021

Das Deutsche Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) hat in Berlin-Adlershof Erkundungsbohrungen für eine klimaschonende Erdwärmeversorgung in Berlin gestartet. Dabei wurden Bohrkerne aus einer Tiefe von rund 300 Metern gewonnen. In den kommenden Wochen soll bis zu einer Tiefe von 650 Metern gebohrt werden. Ziel ist, Aufschluss über die Speicherfähigkeit für Warmwasser im Berliner Untergrund zu gewinnen.

Nach Ansicht der Forschenden steckt in den porösen Gesteinsschichten des Berliner Untergrundes ein grosses Potenzial für eine saisonale Wärmespeicherung. Dabei soll künftig das im Sommer anfallende, überschüssige heisse Wasser, etwa aus Solaranlagen oder aus industrieller Abwärme in die Tiefe gepumpt und im Gestein eingelagert werden. Im Winter kann es wieder hochgeholt werden, um die Wärme zu nutzen. Denkbar ist auch kaltes Wasser dort zu lagern, das sich in den heissen Monaten für Kühlanlagen einsetzen lässt. Eine Anlage nach gleichem Prinzip existiert bereits unter dem Berliner Reichstagsgebäude.

Bohrkerne zeigen die Bodenbeschaffenheit. (Foto: Reinhardt&Sommer/GFZ)

Speicherkonzepte entwickeln und in die Fernwärmeversorgung integrieren
In Adlershof wollen die Forschenden durch die Bohrung herausfinden, ob sich die Gesteinsschichten dort für geothermische Verfahren eignen und ob es mögliche Wechselwirkungen des porösen Speichergesteins mit der Umwelt und den zirkulierenden Flüssigkeiten gibt. Dafür werden laut GFZ sowohl vor Ort als auch in Laboren umfangreiche mineralogisch-geochemische Analysen vorgenommen. Durch die Erkundungsbohrung will man auch das geologische Verständnis über den Aufbau des tieferen Untergrunds Berlins verbessern. Mithilfe des sogenannten Seilkernbohrverfahrens sollen in Adlershof bis zu 250 Meter lange Bohrkerne für wissenschaftliche Untersuchungen gewonnen werden.

«Diese Erkundungsbohrung ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft einer klimaneutralen Wärmeversorgung der Stadt», erklärt der Projektleiter, Ali Saadat, von der Sektion Geoenergie am GFZ. Er sieht im Ausbau der Geothermie einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Energieversorgung Berlins: «Das geothermische Nutzungspotenzial muss signifikant erweitert werden, um im Energiemix eine grössere Rolle zu spielen.» Das GFZ wird auf den Ergebnissen der Erkundungsbohrung aufbauend Speicherkonzepte entwickeln, um saisonale Wärmespeicher in die vorhandene Fernwärmeversorgung zu integrieren. Ziel ist es, die Technologie voranzutreiben.

Quelle: Der Tagesspiegel

Newsübersicht