Projekt EnergeÔ in Vinzel

Die Bohrarbeiten gehen weiter Richtung Malm

30.03.2023

Die erste Bohrung in der Region verlief problemlos bis in den Dogger und lieferte wertvolle Informationen über den Untergrund. Nach der Analyse der durchgeführten Messungen wurde beschlossen, eine seitliche Bohrung vorzunehmen, um in den Malm zu gehen.

Einzigartige Leistung und wertvolle Daten
In der Region Vinzel wurde der Untergrund noch nie so tief gebohrt. Die Bohrarbeiten, die vier Monate lang rund um die Uhr durchgeführt wurden – mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Metern in 24 Stunden -, führten zu einer Tiefe von 2233 Metern. Die Arbeiten verliefen problemlos und lieferte zahlreiche Daten über die Dicke und Beschaffenheit der einzelnen Schichten des Untergrunds. Die geologischen Unsicherheiten sind nun beseitigt. Die geologischen und geomechanischen Modelle konnten konsolidiert werden, das hydrogeologische Modell jedoch nicht.

Dogger: ungenügende Produktivität
Die Sammlung und Analyse der an die Oberfläche kommenden Gesteinsresten (Cuttings) haben Hinweise auf Brüche im Gestein gegeben. Eine grosse Häufigkeit dieser Cuttings hat Risse, die mit natürlichem Kalzit mineralisiert sind. Dies deutet darauf, dass sich das Bohrloch in einer geologischen Zone befindet, die in der Vergangenheit Wasser enthielt. Die Produktivitätstests in diesem Abschnitt des Dogger bestätigten ebenfalls, dass zwischen 1’950 und 2’233 Metern Wasser vorhanden ist. Aufgrund der geringen Dichte und der Grösse des Kluftnetzes ist die gemessene Fördermenge von maximal 80 Litern pro Minute jedoch nicht ausreichend für eine produktive Nutzung dieses Aquifers (30 Liter pro Sekunde wurden erwartet). Auch geophysikalische Messungen wurden im Bohrloch durchgeführt: Geophone wurden in verschiedenen Tiefenintervallen in das Bohrloch hinabgelassen, um Wellen zu empfangen, die an der Oberfläche von einem Rüttelwagen in den Boden gesendet wurden. Die gesammelten Daten ermöglichen so einen Vergleich mit den Ergebnissen der Prospektionsarbeiten, die an der Oberfläche im Jahr 2021 gewonnen wurden.

Malm: eine vielversprechende geologische Schicht
Auf der Grundlage der bisherigen Daten und Ergebnisse hat das Team von EnergeÔ beschlossen, eine der Optionen zu aktivieren, die von Anfang an für das Projekt vorgesehen waren: die Möglichkeit, das geothermische Wasser im Malm-Aquifer zu nutzen. Bei der Bohrung des zweiten Abschnitts trat Wasser unter sehr hohem Druck aus. Das zeigt, dass die weniger tiefen Schichten des Malm günstig sein könnten. Mehrere externe Experten wurden herangezogen und konnten den Spezialisten von EnergeÔ zusätzliche Erkenntnisse liefern. Es wurden grundlegende technische Arbeiten durchgeführt, um die besonderen Bedingungen der Architektur des aktuellen Brunnens zu berücksichtigen.

Sidetrack-Bohrung ausgehend von der bestehenden Bohrung
Ein neuer Sidetrack mit dem Namen “Vinzel-1 Malm” wurde definiert, um die Bohrung zu optimieren und somit so nah wie möglich an die St-Cergue-Verwerfung heranzukommen, um die Chancen auf heißes Wasser zu maximieren. Die Ablenkung beginnt in einer Tiefe von 750 Metern und verläuft in nordöstlicher Richtung, wobei die Kalksteinschichten des Malm in einer vertikalen Tiefe von 1.200 bis 1.500 Metern angepeilt werden. Das Potenzial wird auf eine Durchflussrate von 50 l/s und Temperaturen zwischen 50 und 55 °C geschätzt.

Eine günstige thermische Anomalie
Die Analysen ergaben, dass in einer Tiefe von 600 m nachweislich Wasser unter Druck vorhanden ist.  Das belegt, dass das südliche Kompartiment der Hauptverwerfung gut vom Jura gespeist wird. Darüber hinaus deutet die Untersuchung des Temperaturprofils auf ein Konvektionsphänomen in den Schichten unterhalb von 500 m Tiefe an der Basis der Molasse hin, was auf eine wahrscheinliche Zirkulation von warmem Wasser hindeutet.

Illustration der geologischen Schichten, der existierenden Bohrung und des Sidetrack (Quelle; EnergeÔ / HGE)

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