Beginn der Bohrung für warmes Wasser auf 2’300 Meter Tiefe
21.11.2022Die Bohrarbeiten haben am 21. November begonnen. Das hydrothermale Geothermieprojekt von EnergeÔ ist in Realisierung.Die erste Bohrung wird nach etwa 60 Tagen eine Tiefe von 2.300 Metern erreichen, um die Ressource aus dem Dogger, einer geologischen Formation, die etwa 175 Millionen Jahre alt ist, zu entnehmen. Der Erfolg des Projekts soll im Sommer 2023 bestätigt werden, nach Fertigstellung der geothermischen Doppelleitung. In Verbindung mit einem Fernwärmenetz sollte es möglich sein, 1’500 bis 3’000 Haushalten während mindestens 40 Jahren zu heizen.
Ein Tauchgang in die mittlere Tiefe
Bohrschema (Quelle: EnergeÔ)
Das Projekt EnergeÔ Vinzel, das von vier engagierten Energiepartnern aus der Region la Côte im Kanton Wadt getragen wird, ist ein hydrothermales Geothermieprojekte mittlerer Tiefe. Die verwendeten Techniken sind vergleichbar mit denen, die für Thermalbäder verwendet werden: man sucht nach heißem Wasser, das auf natürliche Weise im Untergrund zirkuliert. Dies ist nicht mit tiefen Geothermieprojekten wie in Basel und St. Gallen vergleichbar. In der Region La Côte ist der Dogger, eine geologische Kalksteinschicht, die etwa 175 Millionen Jahre alt ist, natürlich zerklüftet. Für dieses Projekt sind daher keine künstlichen Methoden zur hydraulischen Frakturierung des Felsmassivs erforderlich.
“Die Geothermie ist eine erneuerbare und lokale Ressource par excellence, die keine CO2-Emissionen verursacht. Sie wird einen wichtigen Beitrag zu den Klima- und Energiezielen leisten, die sich der Staat Waadt gesetzt hat. Es wird erwartet, dass bis 2050 die Hälfte des Energieverbrauchs des Kantons durch erneuerbare Energien gedeckt wird. Bis dahin hoffen wir, dass etwa 20 geothermische Kraftwerke in Betrieb sind, um das hohe Wärmepotenzial des Waadtländer Untergrunds zu nutzen”, kommentiert Cornelis Neet, Generaldirektor für Umwelt des Staates Waadt.
Zwei Wasserkreisläufe
Es wird eine geothermische Dublette gebaut, die aus zwei Bohrungen besteht, die abgelenkt werden und am Ende der Bohrung 1,5 Kilometer voneinander entfernt sind. Um die Wärme zu verwerten, werden zwei Kreisläufe geschaffen, die jeweils einen geschlossenen Kreislauf bilden und voneinander unabhängig sind. Die erste obliegt dem Unternehmen EnergeÔ und wird “geothermische Schleife” genannt. Sie entzieht dem Dogger-Aquifer durch das Produktionsbohrloch Wärme, überträgt diese dann in einen Wärmetauscher, bevor sie durch das Reinjektionsbohrloch wieder in denselben Aquifer zurückgeführt wird. Der zweite Kreislauf, der sogenannte “geothermische Kreislauf”, obliegt der Gesellschaft ThermorésÔ, die die so übertragene Wärme durch den Wärmetauscher direkt zu den Verbrauchern leitet.
Schema der Gewinnung und Verteilung von Erdwärme (Quelle: EnergeÔ)
Interdisziplinäre Teams arbeiten rund um die Uhr & 7 Tage die Woche.
Die Operationen begannen am 21. November mit dem Abteufen des ersten Produktionsbohrlochs. Es wird in vier Abschnitten gebohrt werden, wobei der Durchmesser mit jedem Abschnitt immer kleiner wird. Bis zum Erreichen des Ziels werden etwa 60 Tage vergehen, wobei die einzelnen Schritte (Bohren, Verrohrung, Zementierung, Tests) genau festgelegt sind. Wenn das Ziel (2300 m) erreicht ist, genügend Wasser vorhanden ist und die verschiedenen Tests (Durchfluss und Temperatur) erfolgreich waren, werden die Teams in einer zweiten, ähnlichen Phase die Bohrung des zweiten Reinjektionsbohrlochs in Angriff nehmen. Der abschließende Test der Wasserzirkulation zwischen den beiden Bohrlöchern soll schließlich den Erfolg der Operation bestätigen. Die Prognosen nach der seismischen Untersuchung lassen einen Durchfluss von 30 bis 60 Litern pro Sekunde und eine Temperatur von 80 bis 85 Grad Celsius erwarten. Während der gesamten Bohrphase werden sich zwei Teams rund um die Uhr abwechseln(ca. 25 Personen am Tag und 15 Personen in der Nacht).
Neben dem Personal des Bohrunternehmens begleiten die für Geologie, Hydrogeologie und Umweltüberwachung zuständigen Büros sowie mehrere andere Dienstleistungsunternehmen die Operationen. Das Netzwerk zur Überwachung der Seismizität und das Netzwerk zur Untersuchung der Quellen in der Region sind seit mehreren Monaten in Betrieb. Sie ermöglichen eine sichere Begleitung der Operationen.
VertreterInnen der Behörden und der beteiligten Unternehmen und Organisationen beim Beginn der Bohrarbeiten (Quelle: Geothermie-Schweiz)
Fortsetzung nach der Prospektionskampagne
Die Bohrung in Vinzel folgt auf eine geophysikalische Prospektionskampagne, die in einem großen Perimeter mit vielversprechenden Ergebnissen durchgeführt wurde. Sie entspricht dem Beginn der Realisierungsphase des ersten Geothermieprojekts von EnergeÔ. “Mit Begeisterung kommen wir endlich auf die Zielgerade des Projekts ein, das vor dem Hintergrund einer beispiellosen Energiekrise konkretisiert wird. Das Interesse an dieser Art von Energie wächst natürlich und wir sollten in der Lage sein, eine echte einheimische Lösung für die aktuelle Problematik zu bieten. In unserer Region wurde das Potenzial der Geothermie im vergangenen Jahr durch die Ergebnisse unseres Prospektionsprojekts wissenschaftlich belegt. Die Erfahrungen und Kompetenzen, die EnergeÔ in den letzten zehn Jahren gesammelt hat, und die neu generierten Kenntnisse verleihen der Geothermie einen echten Platz und ausgezeichnete Perspektiven im Westschweizer Energiemix”, betont Daniel Clément, Direktor von EnergeÔ SA.
Karte der Prospektion des Untergrunds an der Waadtländer Küste (Quelle: EnergeÔ)
Ein Pavillon, um mehr über Geothermie zu erfahren.
Direkt neben der Bohrstelle hat EnergeÔ einen Ausstellungspavillon aufgestellt. Er ist für die breite Öffentlichkeit zugänglich und soll über die Geothermie und die Funktionsweise der Anlage in Vinzel informieren. Auf visuelle und pädagogische Weise können die Besucher so in die Welt der Geothermie eintauchen. Der Ausstellungspavillon ist ab dem 22. November 2022 täglich von 8:00 bis 18:00 Uhr frei zugänglich. Geführte Besichtigungen des gesamten Geländes werden demnächst angeboten.
Ein Pavillon mit zahlreichen Erläuterungen (Quelle: Geothermie-Schweiz)
Mehr Informationen
Mediendossier: https://www.energeo.ch/espace-presse/
Reportage Schweizer Fernsehen RTS: La Côte im Kanton Wadt, neues Eldorado der Geothermie
Interview Benoît Valley, Universität Neuchâtel: Erkundung Untergrund für Geothermie
Newsübersicht