Medienmitteilung Geothermie-Schweiz

Das Potenzial der Geothermie ist unbestritten – nun wird es ausgeschöpft

24.09.2021

Das Geothermie-Potenzial der Schweiz ist riesig. Nun wird es in immer schnellerem Tempo ausgeschöpft. Während der Geothermie-Motor in der Westschweiz bereits auf Hochtouren läuft, nimmt der Ausbau auch in der Deutschschweiz Fahrt auf. Bis 2050 soll ein Viertel des Schweizer Wärmebedarfs durch Geothermie gedeckt werden. Das ist nicht blosse Zukunftsmusik, wie das erstmals ausgetragene Geothermie-Forum in Freiburg zeigte. Die Zukunft hat in vielen Kantonen bereits begonnen.

Knapp 300 Teilnehmende am erstmals ausgetragenen Geothermie-Forum in Freiburg.

Knapp 300 Teilnehmende am erstmals ausgetragenen Geothermie-Forum in Freiburg.

Noch kratzt die Geothermie in der Schweiz an der Oberfläche, und das durchaus wörtlich: Mehr als 100’000 Anlagen mit Erdwärmesonden sind derzeit in Betrieb. Die meisten Sonden reichen in eine Tiefe von 150 bis 400 Metern. Bezogen auf Flächen und Bevölkerung gehört die Schweiz damit weltweit zu den Spitzenreitern. Diese Position wird noch weiter ausgebaut. Bis 2050 werden die Erdwärmesonden-Anlagen auf mindestens 200’000 verdoppelt.

Grosse Dynamik in Westschweiz
Doch damit nicht genug. Um das Potenzial in mittleren Tiefen zu erschliessen – zur Beheizung und Kühlung ganzer Quartiere –, wurden in der Westschweiz gleich mehrere Projekte lanciert. Der Schweiz voraus sind die Kantone Genf und Waadt. Derzeit wird im Kanton Genf der Untergrund mit 50’0000 Messungen flächendeckend erkundet. Diese werden ein präzises Untergrundmodell des Genfer Beckens und günstige Standorte für Geothermiebohrungen liefern. Bereits 2035 soll Geothermie etwa 20 Prozent des kantonalen Wärme- und Kältebedarfs decken. In der Waadt wurde die Untergrund-Erkundung in 30 Gemeinden und über eine Fläche von 400 Quadratkilometern in den Bezirken Nyon und Morges abgeschlossen. Und auch im Westen der Stadt Lausanne laufen derzeit Vorbereitungen für die Erkundung. Die Stadt verfügt bereits über gut ausgebaute Wärmenetze und will ab 2035 nur noch erneuerbare Fernwärme anbieten. Eine wichtige Wärmequelle für dieses Vorhaben ist die mitteltiefe Geothermie.

Nathalie Andenmatten Berthoud, Präsidentin Geothermie-Schweiz

Nathalie Andenmatten Berthoud, Präsidentin Geothermie-Schweiz

Bund realisiert selbst ein Geothermieprojekt
«Angesichts der Klimakrise kann es sich die Schweiz gar nicht mehr leisten, auf das riesige, erneuerbare Potenzial der Ressource Erdwärme zu verzichten», sagt Nathalie Andenmatten Berthoud, Präsidentin Geothermie-Schweiz. «Deshalb freue ich mich sehr, dass auch in der Deutschschweiz die Geothermie aus grösseren Tiefen immer stärker in den Fokus rückt.» Neben einer Anlage in Davos und dem zweiten Projekt in Riehen ist nun auch in Magglingen ein Geothermieprojekt vorgesehen. Wärme aus 1’300 Meter Tiefe soll die Gebäude des Nationalen Sportzentrum Magglingen (NSM) versorgen. Für den Bund ist ein solches Geothermieprojekt eine Premiere. Im Thurgau wiederum beantragt die Regierung dem Parlament 30 Millionen Franken für die Untergrunderkundung. Anvisiert werden drei konkrete Geothermieprojekte für die Wärme- und Stromproduktion.

Geothermie-Forum zeigt auf, wie Potenzial ausgeschöpft werden kann
Geothermie-Schweiz beziffert das wirtschaftlich nutzbare Potenzial der Geothermie in unserem Land auf mindestens 17 Terawattstunden. Dies entspricht einem Viertel des Wärmebedarfs. Jährlich lassen sich dadurch 4.5 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Rund die Hälfte dieser geothermischen Wärmeenergie liefern künftig mitteltiefe Anlagen. Die in der West- und neu auch in der Deutschschweiz entstehende Dynamik kam auch am gestern erstmals ausgetragenen Geothermie-Forum in Freiburg zum Ausdruck. Rund 300 Teilnehmende aus zehn Ländern – von der Geothermie-Branche über Stadtwerke bis zu Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Kantonen, Wissenschaft und Finanzwesen – setzten sich mit Möglichkeiten auseinander, wie das Potenzial der Ressource Erdwärme schneller freigesetzt werden kann: für die CO2-freie Wärme- und Stromgewinnung und für die Speicherung von Wärme, Kälte und CO2 im Schweizer Untergrund.

Auch das Bundesamt für Energie (BFE) setzt auf Geothermie. Frank Rutschmann, Leiter Erneuerbare Energien, betonte in Freiburg: «Auch nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes bleiben die ambitionierten klima- und energiepolitischen Ziele des Bundesrates bestehen. Geothermische Energie kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele sowohl im Wärme- als auch im Stromsektor leisten.»

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