Immer mehr Wärme aus dem Untergrund
14.12.2018Geothermie ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 2000 hat sich die geothermische Wärmeproduktion mehr als verdreifacht. Bei der oberflächennahen Geothermie gehört die Schweiz gar zur Weltspitze. Häuser, Quartiere, Industrieanlagen lassen sich wirtschaftlich mit Erdwärme beheizen und kühlen. Geothermie ist ein Schlüssel für eine klimafreundliche Energieversorgung.
Wird von Geothermie gesprochen, denken die meisten an Basel und St. Gallen – und an die leichten Erdbeben. Das war 2006 und 2013. Doch Geothermie ist viel mehr als das. Geothermie ist eine Erfolgsgeschichte.
Mit Hochdruck forschen
Gewiss, es gilt zu differenzieren: tiefe, mitteltiefe und untiefe Geothermie. Bei der tiefen Geothermie wird vier bis fünf Kilometer in den Untergrund gebohrt, um die dortige Hitze zur Stromproduktion respektive zum Heizen zu nutzen. Basel und St. Gallen waren solche Projekte. Die dazu nötige Technologie ist bekannt, aber nicht flächendeckend erprobt. In der Schweiz sind rund 50 Wissenschafter der ETH und verschiedenster Universitäten an der Arbeit, um die Technologie rasch voranzubringen.
Häuser und Quartiere heizen und kühlen
Ganz anders die mitteltiefe Geothermie. Mit bewährter Technologie – seit Jahrzehnten im Einsatz – wird in Tiefen von 500 bis 2000 Wasser angebohrt, um damit Gebäude, Gewächshäuser, Thermalbäder, Gewerbe- und Industrieanlagen oder ganze Quartiere zu heizen und zu kühlen. Auch Fabriken können mit Prozesswärme versorgt werden. In Riehen (BS) etwa speist Erdwärme ein Fernwärmenetz. Ein Ausbau ist geplant. Weitere erfolgreiche Anlagen gibt es auch in Kreuzlingen (TG), Schlattingen (TG), Kloten (ZH), Bassersorf (ZH), Zurzach (AG), Davos (GR), Saillon (VS), Lavey-les-Bains (VD), Yverdon-les-Bains (VD) oder Genf.
«Bei der mitteltiefen Geothermie», sagt Willy Gehrer, Präsident von Geothermie-Schweiz und Präsident der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), «ist das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft! Ich bin überzeugt, dass die finanzielle Förderung des Bundes in den nächsten Jahren noch einen Boom auslösen wird. Dieser zeichnet sich schon heute ab.» Tatsächlich: «Seit ihrer Einführung Anfang Januar 2018 stossen die Förderbeiträge auf lebhaftes Interesse», weiss Nicole Lupi, beim Bundesamt für Energie (BFE) für die Geothermie-Förderung zuständig.
Weltspitze bei untiefer Geothermie
Bei der untiefen Geothermie schliesslich gehört die Schweiz sogar zur Weltspitze. Die untiefe oder oberflächennahe Geothermie reicht bis ca. 500 Meter Tiefe. Mit der dortigen Wärme lassen sich Ein- und Mehrfamilienhäuser, Hotels, Büros oder Gewerbe- und Industriebetriebe heizen und kühlen. In der Schweiz sind vor allem Erdwärmesonden weit verbreitet. Die Anwendung ist äusserst vielfältig. Selbst Flughafenterminals (Dock E des Flughafens Zürich-Kloten) nutzen Erdwärme. Und: Sogar Weichen und Strassen lassen sich mit Erdwärme enteisen. Die SBB testet mit Erdwärme gespiesene Weichenheizungen.
Geothermie ist Klimaschutz
Um den CO2-Austoss von Gebäuden zu senken, setzen immer mehr Private sowie Städte und Gemeinden auf Geothermie. Das zeigt sich auch in der Statistik. Von 2000 bis 2017 ist die Wärmeproduktion aus Geothermie in der Schweiz um 348 Prozent gewachsen, von 1186 auf 4130 Gigawattstunden. Die Wärmeproduktion aus Erdwärmesonden stieg gar um 485 Prozent. Mit den 4130 Gigawattstunden Erdwärme hat die Schweiz 1’065’000 Tonnen CO2 eingespart. Das ist soviel, wie alle Lenker eines Neuwagens in der Schweiz im Jahr 2017 ausgestossen haben.
Ungebremstes Wachstum der Erdwärme-Nutzung – ohne jährliche Wettereinflüsse (Quelle: Geothermie-Schweiz)
Newsübersicht