5. Internationaler Geothermie-Kongress 2016

Geothermie lohnt sich – auch wirtschaftlich

05.06.2016

Theoretische Berechnungen und Beispiele aus der Praxis zeigen: Geothermie-Kraftwerke schützen die Umwelt und bringen Geld. Aber: Geothermie-Kraftwerke sind nicht vom ersten Tag an Geldmaschinen. Um in die Gewinnzone zu kommen, braucht es etwas Zeit.

Die Schweiz ist bei den fossilen Brennstoffen fast vollständig vom Ausland abhängig. Jährlich bezahlen wir 10 Milliarden Franken für den Import von Öl und, Gas. «Diese Milliarden würden wir gescheiter im Inland einsetzen, auch für die Geothermie», meint Rolf Wüstenhagen, Professor und Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie an der Hochschule St. Gallen.

Mittelfristig lohnend

Doch rechnen sich Tiefengeothermie-Projekte in der Schweiz? Kurzfristig nein, mittel- und langfristig ja. Das die Quintessenz verschiedener Referenten am 5. Internationalen Geothermie-Kongress in St. Gallen vom 26 Mai 2016. Anhand eines integrierten physikalischen Kosten- und Lebenszyklusmodells kommt Warren Schenler vom Paul Scherrer Institut (PSI) zum Schluss: Kann bei einem Tiefengeothermie-Projekt neben dem Strom auch die nicht zur Stromproduktion benötigte Restwärme verkauft werden, steigt die Wirtschaftlichkeit markant. Beispiel: Kann bei einem Geothermiekraftwerk mit zwei Bohrungen (Dublette) auch die Wärme verkauft werden, sinkt der Preis pro Kilowattstunde auf 15.8 Rappen.

Grafik Gestehungskosten D

Unterschleissheim: Geothermie bringt Geld

Die theoretischen Berechnungen Schenlers untermauerte Thomas Stockerl von der GTU Geothermie Unterschleissheim AG (GTU) bei München an einem Praxisbeispiel. Die 27’000 Einwohner zählende Stadt betreibt seit 2003 ein wärmegeführtes Geothermie-Heizwerk. Rund 30 Prozent aller Haushalte sowie zahlreiche Gewerbe- und Bürogebäude, aber auch eine Vielzahl städtischer Liegenschaften werden über ein Fernwärmenetz mit Erdwärme versorgt. Das 79 Grad Celsius warme Wasser stammt aus 2 Kilometern Tiefe.

2014 erreichte die 34.7 Megawatt-Anlage die Gewinnzone ­ 14 Jahre früher als bei Inbetriebnahme erwartet! Zudem liessen sich zwischen 2003 und 2015 rund 93’000 Tonnen CO2 einsparen. So freut sich denn auch GTU-Vorstand Thomas Stockerl riesig: «Mit Geothermie für Umwelt- und Klimaschutz kann auch Geld verdient werden!».

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