Bundesrat

Erkundungsprogramm auf Sparflamme

04.03.2017

Trotz Parlamentsauftrag nimmt der Bund Abstand davon, eine schweizweite Erkundung des tiefen Untergrunds zu organisieren und finanzieren. Immerhin übernimmt er zum Teil eine koordinierende Rolle. Zudem erarbeitet der Schweizerische Erdbebendienst für die Kantone Richtlinien zur Überwachung von Erdbebenrisiken. Geothermie-Schweiz bedauert, dass der Bund nicht forscher ans Werk geht.

In der Schweiz ist der tiefe Untergrund heute praktisch unbekannt. Für die Geothermie ist das ein grosses Hindernis. Um das Wissen über den Untergrund zu verbessern, haben National- und Ständerat 2012/2014 den Bundesrat beauftragt, unter anderem

  • ein Programm zur schweizweiten Erkundung des Untergrunds zu organisieren und zu finanzieren;
  • einen nationalen Richtplan zur Erfassung der für Tiefengeothermie geeigneten Standorte zu erstellen.

Beschränktes Engagement
In seinem Bericht «Konzipierung und Umsetzung von Fördermassnahmen für die Nutzung der tiefen Geothermie in der Schweiz» bleibt von diesem Anspruch nicht allzu viel übrig. Klar, die Geothermie wird neu auch mit Erkundungsbeiträgen für Strom- und Wärmeprojekte unterstützt. Doch ein eigentliches Erkundungsprogramm organisiert und finanziert der Bund nicht. Er argumentiert so:

  • Der Aufbau einer nationalen Geothermie-Industrie sei nicht Sache des Bundes, da für die Bereitstellung von Produkten (z.B. Strom, Wärme, Emissionsrechte, Energiedienstleistungen) aus Geothermie grundsätzlich kein Marktversagen vorliege.
  • Prospektion, Exploration und Erforschung möglicher Standorte für die Nutzung tiefengeothermischer Ressourcen sei eine Aufgabe der Industrie mit Unterstützung von Hochschulen, Bund und Kantonen.
  • Hingegen seien der Erwerb des nötigen technologischen Fortschritts und der damit verbundene Wissensaufbau zur Erschliessung energetischer Ressourcen im tiefen Untergrund Gemeingüter. Heute sei dieser Erwerb für Private zu teuer.
  • Das hohe Erkundungs- und Explorationsrisiko und folglich die damit verbundenen hohen Projektkosten erlaubten einen Transfer des Fündigkeitsrisikos auf die öffentliche Hand.
Quelle: swisstopo

Quelle: swisstopo

Mehr Mut erwartet
Geothermie-Schweiz bedauert die bundesrätliche Haltung. Präsident Willy Gehrer: «Ja, wir sind enttäuscht. Wir hätten erwartet, dass der Bund mehr Mut zeigt. Dies umso mehr, als die Regierung bis 2050 über 4 Terawattstunden Strom aus Erdwärme produzieren will.» Gehrer will trotzdem nicht jammern. Denn: «Im Rahmen der Energiestrategie haben wir mit den Erkundungsbeiträgen, der erweiterten Geothermie-Garantie und der Unterstützung für Wärmeprojekte einen markanten Schritt vorwärts gemacht.»

Geologische Rohdaten werden öffentlich
Zudem stiehlt sich der Bund nicht aus der Verantwortung. Bei der Erkundung, Erschliessung und Errichtung geothermischer Wärme- und Stromprojekte wird künftig swisstopo in der Umsetzung und im Vollzug eine zentrale Rolle spielen. Auch wird der Zugang zu geologischen Daten erleichtert. Projektanten, die von Bundesbeiträgen profitieren, müssen gemäss neuer Energieverordnung sämtliche Daten swisstopo zur Verfügung stellen. Nach einer gewissen Schutzfrist werden die Rohdaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Weiter will der Bund den Kantonen bei Geothermie-Themen auf Wunsch beratend und unterstützend zur Verfügung stehen. Und schliesslich hat der Bund den Schweizerischen Erdbebendienst (SED) beauftragt, die Kantone über Qualitätsstandards für seismologische Fragen, Genehmigungsverfahren und Projektdurchführungen zu beraten sowie Richtlinien zur Risiko-Überwachung der indizierten Seismizität zu erarbeiten.

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