Schweiz

Entwicklung der Geothermie nach St. Gallen

25.02.2015

Die Tiefbohrung in St.Gallen wird zwar nicht als Geothermieanlage ausgebaut, es sollen jedoch alternative Nutzungsvarianten geprüft werden. Insbesondere hat die Tiefbohrung auch wertvolle Informationen über den Untergrund geliefert. Diese sind elementar für die Erschliessung des grossen Potenzials der Tiefengeothermie. Um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, braucht es einen nationalen Mechanismus zur Abdeckung von finanziellen Risiken, eine Finanzierungsbeteiligung der Öffentlichkeit und einen klaren und kohärenten institutionellen Rahmen.

Die Verwendung der St.Galler Geothermiebohrung ist weiterhin offen. Eine geothermische Nutzung ist nicht möglich, jedoch wird eine Gasförderung in Betracht gezogen. Nach heutigem Kenntnisstand ist eine Umsetzung aus technischer und rechtlicher Sicht möglich. Das im Sittertobel gefundene Erdgas ist von sehr guter Qualität, jedoch kann die Grösse des Reservoirs noch nicht abgeschätzt werden. Hierfür wäre ein Erdgas-Langzeitfördertest notwendig. Die Finanzierung der für die Erdgasförderung notwendigen technischen Massnahmen und Installationen, ca. 6.5 bis 7.5 Mio. CHF, soll durch einen Investor erfolgen.

Die Sankt Galler Stadtwerke führen Sondiergespräche mit potenziellen Interessenten. Diese werten aktuell die gewonnenen Daten aus dem Untergrund aus, jedoch dauern die Prüfungen länger als erwartet. Alternativ steht zudem eine Verwendung der Bohrung für Forschungszwecke im Raum. Universitäten haben ihr Interesse bekundet, jedoch wären nur solche Forschungsaktivitäten zulässig, welche kein Erdbebenrisiko aufweisen. Ergibt sich in den nächsten Jahren keine alternative Nutzung, soll das Bohrloch endgültig verschlossen werden. Bis zum definitiven Entscheid bleibt das rund 4‘450 Meter tiefe Bohrloch im aktuellen provisorisch konservierten und regelmässig drucküberwachten Zustand.

Das St.Galler Projekt ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Tiefengeothermie. Um das grosse Potenzial der Tiefengeothermie in der Schweiz umsetzen zu können, müssen aus der Sicht von GEOTHERMIE.CH folgende Punkte in einer umfassenden Entwicklungsstrategie berücksichtigt werden:

  • Der Schweizer Untergrund ist noch wenig bekannt, daher muss eine nationale Strategie zur Exploration gestartet werden.
  • Das Potenzial der Geothermie im Wärmebereich soll besser bekannt gemacht werden.
  • Forschung und Entwicklung der Tiefengeothermie (EGS und hydrothermale Systeme) sind zu unterstützen.

Konkrete Vorschläge von GEOTHERMIE.CH

Um im gegebenen terminlichen Rahmen der Energiestrategie 2050 einen effektiven Beitrag der Erdwärme realisieren zu können, schlägt GEOTHERMIE.CH einen Aktionsplan mit drei Schwerpunkten vor:

  1. Die Errichtung eines nationalen Mechanismus zur Abdeckung der Bohrungsrisiken und neu auch für geothermische Wärmeprojekte. Die Finanzierung dieser nötigen Fonds könnte durch die CO2-Abgabe erfolgen – ohne Änderung der Grundlagen.
  2. Die Finanzierungsbeteiligung der Öffentlichkeit bei Pilotprojekten von mittlerer und grosser Tiefe. Eine solche Beteiligung an ausgewählten Standorten und bei unterschiedlichen geologischen Strukturen unterstützt die Gewinnung neuer Kenntnisse des nationalen Untergrunds.
  3. Die Entwicklung eines klaren und kohärenten institutionellen Rahmens auf nationaler Ebene.
    GEOTHERMIE.CH engagiert sich im Rahmen des Aktionsplans in der Unterstützung von Behörden und Projektanten, damit eine rasche und effiziente Entwicklung der drei Schwerpunkte ermöglicht werden kann.
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